Vielfältige Herausforderungen für die hessische Landwirtschaft

28.09.2023
Am 1. Oktober 2023 feiern wir Erntedank – ein Fest, das uns daran erinnert, wie eng unsere Arbeit mit den Gegebenheiten unserer Erde verbunden ist.
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Erntedank
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Erntedankfest

HBV-Präsident Karsten Schmal zum Erntedankfest

Liebe Bäuerinnen und Bauern,

 

am 1. Oktober 2023 feiern wir Erntedank – ein Fest, das uns daran erinnert, wie eng unsere Arbeit mit den Gegebenheiten unserer Erde verbunden ist. Es ist eine Zeit, in der wir die Früchte unserer harten Arbeit feiern und unser Augenmerk darauf lenken, wie die Landwirtschaft unser Leben bereichert. Das wahre Herzstück dieses besonderen Anlasses sind Sie, liebe Bäuerinnen und Bauern: Tag für Tag leisten Sie unermüdliche Arbeit, um die Gesellschaft mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen. Ihre Arbeit ist von unschätzbarem Wert und sollte niemals als selbstverständlich betrachtet werden.

Schwierige Witterungsverhältnisse während der Ernte

Der diesjährige Witterungsverlauf zeigt aufs Neue die deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels: Auf ein nasses Frühjahr und einen sehr trockenen Mai und Juni folgte wochenlanger Regen, der die Erntearbeiten komplett stilllegte. Die hessischen Landwirtinnen und Landwirte mussten enorm viel leisten, um ihre Ernte einzubringen. Aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen haben wir in diesem Jahr eher eine unterdurchschnittliche Getreideernte zu verzeichnen. Die lange Regenperiode brachte deutliche Mengen- und Qualitätsverluste mit sich.

Obwohl sich die Wintergetreidebestände im Frühjahr zunächst sehr gut entwickelten, blieben wichtige Anschlussniederschläge im Frühsommer aus. Wenn es zu nennenswerten Niederschlägen kam, dann häufig in Form von Unwettern, Sturm und Hagel. Ende Juni trafen die Unwetter in Nordhessen die Landwirtschaft besonders hart.

Nach einem guten ersten Silageschnitt in ganz Hessen fehlten zum zweiten Grünlandschnitt regional Anschlussniederschläge. Jedoch konnte sich das Grünland durch die nassen Witterungsbedingungen noch gut von der Trockenheit erholen und gegen Ende des Sommers einen weiteren Schnitt bringen.

Herbstkulturen Profiteure des Regens

Profiteure des vielen Regens waren die Herbstkulturen wie Mais und Zuckerrüben, hier blicken wir erwartungsvoll auf die gerade anlaufende Ernte. Trockenschäden aus dem Juni konnten wieder gutgemacht werden.

Die Sonderkulturbetriebe blicken dieses Jahr zufriedener auf die Spargel- und Erdbeersaison als im vergangenen Jahr. Nach einem zögerlichen Saisonstart entwickelte sich die Abnahme bei stabilen Preisen auf einem gleichmäßigen Niveau. Die ganze Saison über konnte Spargel mit guter Qualität angeboten werden, da die Hitzeperiode erst gegen Ende der Spargelsaison einsetzte.

Umbau der Tierhaltung voranbringen

Leider steigen deutschlandweit weiterhin fast täglich Betriebe aus der Nutztierhaltung aus. Die Landwirtinnen und Landwirte sind offen für Veränderungen, doch dafür brauchen sie realistische Zukunftsperspektiven und eine stabile Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung. Sie müssen ein ausreichendes Einkommen über die Nutztierhaltung erwirtschaften können. Eine Verlagerung der Produktion ins Ausland ist keine Option. Jetzt ist die Politik gefragt, die Vorschläge des Kompetenznetzwerks Tierhaltung zeitnah weiter umzusetzen. Hessen könnte hier Signale setzen: Mit einem Landesprogramm zum Umbau der Tierhaltung.

Erhalt der ländlichen Räume

Die hessischen Bäuerinnen und Bauern erhalten und pflegen unsere wertvolle Kulturlandschaft und erhalten den ländlichen Raum. Gemeinsam arbeiten sie jeden Tag daran, eine ökologisch nachhaltige, wirtschaftlich stabile und sozial gerechte Landwirtschaft zu fördern. Der Lebensmitteleinzelhandel, Schlachtunternehmen, Verarbeiter, Großverbraucher und Politik sind gleichermaßen gefordert, die heimische Erzeugung durch eine entsprechende Einkaufs- und Preispolitik ebenfalls zu stärken.

Herausforderungen gemeinsam meistern

Trotz großer Herausforderungen wie der Anpassung an den Klimawandel, dem Umbau der Tierhaltung, dem Generationenwechsel, der Inflation oder der Energiekrise stellt unsere Landwirtschaft stets die nachhaltige Versorgung unserer Gesellschaft sicher. Dabei steht sie für hohe Standards hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit, der Rückverfolgbarkeit, dem Tierwohl sowie dem Klima- und Umweltschutz.

Unsere Natur, der Boden, die Luft und unsere Tiere sind die Grundlage unserer landwirtschaftlichen Arbeit – ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen wertvollen Ressourcen ist für uns selbstverständlich. Damit wir die Ernährung der Bevölkerung auch weiterhin nachhaltig sichern können, reichen wir der Politik die Hand, um gemeinsam an zukunftsfähigen Lösungen für die Landwirtschaft von morgen zu arbeiten.

 

Ihr Karsten Schmal

Karsten Schmal

Karsten Schmal

Präsident Hessischer Bauernverband

In Waldeck-Sachsenhausen, ganz in der Nähe des Edersees, bewirtschaftet Karsten Schmal einen Futterbaubetrieb mit 220 Milchkühen und 240 Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Nach seiner Ausbildung zum Landwirt und Agrartechniker studierte er an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest Landwirtschaft. Bis 2020 war er langjähriger Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Waldeck. Schon vor Antritt des KBV-Vorsitzes war er kommunalpolitisch aktiv. Er ist weiterhin tätig in Molkereigremien sowie in der Jagdgenossenschaft und bei den Waldinteressenten. Karsten Schmal ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. 2014 wurde er zum Vizepräsidenten und am 4. Dezember 2015 zum Präsidenten des Hessischen Bauernverbandes gewählt. Außerdem ist er seit 2018 Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes und Vorsitzender des DBV-Fachausschusses Milch.