Das Landeserntedankfest des Hessischen Bauernverbandes fand in diesem Jahr bei Familie Schneider auf der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimer Hof in Bruchköbel statt. Durch den Gottesdienst führte Pfarrer Andreas Weber, Dechant des Katholischen Dekanates Hanau. In seiner Predigt hob er die Dankbarkeit für die Schöpfung, die Natur und die Landwirtschaft hervor. Die Landwirte seien besonders abhängig von den Wetterverhältnissen, er selbst kenne aus seiner Kindheit daher noch die große Dankbarkeit, die zu verspüren sei, wenn die Ernte eingefahren war.
Thomas Kunz, Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes, dankte für die diesjährige Ernte und hob besonders die Anstrengungen hervor, die viele Landwirte in diesem Jahr leisten mussten, um ihre Ernte überhaupt einfahren zu können. Zusätzlich ging er auf die politischen Unsicherheiten ein, die in den vergangenen Jahren durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine entstanden seien. Diese Ereignisse hätten das erste Mal seit langem gezeigt, dass Versorgungssicherheit endlich sei und nicht als selbstverständlich angesehen werden könne. Die kurzzeitige Erkenntnis darüber in der Bevölkerung sei inzwischen jedoch wieder vorbei, die meisten Engpässe seien für den Verbraucher nicht mehr spürbar. Kunz erklärte, dass die Frage der Versorgungssicherheit trotzdem noch lange nicht vom Tisch sei – viele hätten gemerkt, dass man auf vieles verzichten könne, jedoch keinesfalls auf Lebensmittel. Er sei überzeugt, dass viele in der Politik keine neuen Abhängigkeiten in puncto Nahrungsmittelversorgung wollen würden. Dafür müsse besonders die EU-Politik endlich handeln und Vorhaben wie die Sustainable Use Regulation (SUR) kippen. Nur gemeinsam mit Landwirtschaft, mit Politik und mit Naturschutz könne man auf freiwilliger Basis Maßnahmen zur Pflanzenschutzreduktion entwickeln, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Dass die Landwirte diesen Weg unterstützen würden, beweise die Teilnahme an freiwilligen Naturschutzmaßnahmen. Landwirtschaftliche Produktion und Klimaschutz, das funktioniere sehr gut zusammen, erklärte Kunz.
Wichtig sei zudem, dass wieder mehr Vertrauen in die Bauern gesetzt würde. Dazu brauche es ein Entbürokratisierungsprogramm, damit die Landwirte wieder dahin könnten, wo sie hinwollen: Raus aus dem Büro und wieder mehr in den Stall oder auf den Acker.
Erntedank biete die Chance innezuhalten und Danke zu sagen für das, was uns die Natur geschenkt habe und was die Bäuerinnen und Bauern daraus erarbeitet haben.