Positionspapiere verabschiedet
Der Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Karsten Schmal, brachte seine Sorge über den gravierenden Rückgang der Schweinebestände und Schweinehalter in Hessen erneut zum Ausdruck. „2010 gab es in Hessen noch rund 1.800 Schweine haltende Betriebe, 2020 nur noch 800. Das ist ein Rückgang um 55 Prozent. Noch gravierender ist die Zahl der Sauenhalter im gleichen Zeitraum gesunken, und zwar von 900 Betrieben auf 300 und damit um 67 Prozent“, sagte Schmal. Die Versorgungssicherheit spiele hierzulande offensichtlich überhaupt keine Rolle. Durch den Krieg in der Ukraine können sich dies möglicherweise bald ändern.
Das vom Verbandsrat einstimmig beschlossene Papier mit entsprechenden Forderungen an den Lebensmitteleinzelhandel, andere Marktpartner und die Politik wurde in der HBV-Informationsveranstaltung für Schweinehalter am vergangenen Dienstag bereits vorgestellt. Mit der eindringlichen Bitte um Unterstützung wurde das Forderungspapier an Hessens Landwirtschaftsministerin Priska Hinz, die Mitglieder des „Landwirtschaftsausschusses“ im Hessischen Landtag und die Fraktionsvorsitzenden verschickt. „Wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, droht ein massiver Strukturbruch. Es geht um den Erhalt der Schweinehaltung in Hessen und in Deutschland“, so HBV-Generalsekretär Hans-Georg Paulus in seinem Anschreiben.
In der agrarpolitischen Übersicht kritisierte Präsident Schmal den von der Bundesregierung erwarteten Zuwachs bei den Roten Gebieten um mindestens 30 Prozent, nachdem das federführende Bundesumweltministerium entsprechende Daten auf Veranlassung der EU-Kommission nach Brüssel übermittelt habe. Heftige Kritik übte er auch an der beschlossenen Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro zum 1. Oktober sowie an der GAP-Reform, die ganz im Zeichen des Green Deal stehe. Der Verlust von Marktanteilen und die Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit seien die Folge. Spätestens im Frühsommer 2022 müsse Klarheit über die künftigen Förderbedingungen bestehen, um die Anbauplanung danach auszurichten.
HBV-Referentin Liz Meisinger stellte das HBV-Positionspapier zur Situation an den landwirtschaftlichen Berufsschulen und zur Qualität der Ausbildung zu Landwirtinnen und Landwirten in Hessen vor. Darin werde ein Mangel an landwirtschaftlichen Lehrkräften an mehreren Berufsschulstandorten beschrieben und die Landesregierung aufgefordert, für den entsprechenden Nachwuchs von qualifiziertem Lehrpersonal Sorge zu tragen. Freiwerdende Stellen im Agrarbereich müssten in vollem Umfang wiederbesetzt werden. Darüber hinaus müsse ein zeitnaher Einstieg in die Lehrberufe im Agrarbereich ermöglicht werden. Ein Unterricht durch fachfremdes oder nicht pädagogisches Personal könne und dürfe nur die Ausnahme sein. Die Verbandsratsmitglieder stimmten dem Positionspapier zu und kamen überein, es als gemeinsames Papier des Landesverbandes Hessen für Landwirtschaftliche Fortbildung, der Hessischen Landjugend und des Hessischen Bauernverbandes an das Kultusministerium heranzutragen.
HBV-Generalsekretär Hans-Georg Paulus informierte über den Hessischen Bauerntag, der am 25. Mai 2022 in der Hessenhalle Alsfeld stattfindet. Hauptredner sind Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und Prof. Gunther Hirschfelder, Universität Regensburg. Der Wissenschaftler spricht zum Thema „Die Ernährung von morgen – Chancen und Risiken für unsere Landwirtschaft“. In lockerer Runde wird nachmittags das 75-jährige Jubiläum des Hessischen Bauernverbandes, das im vergangenen Jahr Corona-bedingt leider ausfallen musste, im Rahmen eines Get-together gefeiert.