Exotisches Superfood aus Hessen: Wie Quinoa die Wetterau erobert

13.06.2024
Quinoa aus der Wetterau klingt erstmal exotisch, doch Johannes Grenzebach macht Quinoa mit seiner Firma „Mudda Natur“ zu einem regionalen Produkt.
Johannes Grenzebach
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Mit neuen Ideen den Betrieb zukunftsfähig gestalten – #ZukunftsBauer

Quinoa aus der Wetterau klingt erstmal exotisch, doch Johannes Grenzebach macht Quinoa mit seiner Firma „Mudda Natur“ zu einem regionalen Produkt. Was den landwirtschaftlichen Betrieb zukunftsfähig macht und wie die Idee des Quinoa-Anbaus entstand, hat uns der Landwirt im Gespräch verraten.

Seit sieben Jahren baut Johannes Grenzebach bereits Quinoa in Deutschland an. Ganz schön ungewöhnlich, denn die Kulturpflanze wächst normalerweise in Südamerika. „Wir haben noch immer den Wow-Effekt, wenn wir sagen, dass wir Quinoa hier in Hessen anbauen“, erzählt er uns. Da es sich bei Quinoa jedoch um ein Andengewächs handelt, das aus höheren Regionen stammt, kann es auch mit niedrigeren Temperaturen gut umgehen. Alles begann mit einer Idee während seines Studiums, als der Agrarwissenschaftler einen ersten Anbauversuch für seine Masterarbeit startete.

Transformation des Familienbetriebs

Doch von den ersten Versuchen bis zur Marke mit umfangreichem Produktsortiment war es ein langer Weg, berichtet der Landwirt. Der Betrieb der Familie Grenzebach besteht schon seit vielen Generationen. Im Laufe der Jahre hat sich hier einiges verändert: Bereits vor rund 15 Jahren stellte die Familie den Betrieb von der Sauenhaltung auf reinen Ackerbau um. Inzwischen bauen sie auf rund 180 Hektar die Ackerkulturen Weizen, Gerste, Raps und Zuckerrüben sowie die Sonderkultur Quinoa an.

Als Grenzebach seiner Familie von der Idee, Quinoa anzubauen, erzählte, war diese zunächst skeptisch: „Großzügig wurde mir dann ein halber Hektar gewährt“, erzählt er scherzhaft. Doch durch seine Forschungsarbeit wusste er genau, was Quinoa braucht, um gut zu wachsen. Nun ist die Anbaufläche auf knapp 15 Hektar gewachsen. Zusätzlich werden 100 Hektar durch eine Erzeugergemeinschaft bewirtschaftet. Die leerstehenden Schweineställe dienen jetzt als Lager für die Quinoa-Produkte.

Zwischen Weltmarkt und Direktvermarktung

Nach und nach stellte sich die Frage: Wohin mit dem vielen Quinoa? Johannes‘ Wunsch war es, mit seinen Produkten in die Direktvermarktung einzusteigen. „Wir produzieren auf Weltmarktniveau, aber unsere Preise sind festgelegt und das bei steigenden Kosten.“ Er sieht vor allem die Herausforderung, in direkter Konkurrenz mit anderen Erzeugern aus Südamerika oder Ägypten zu stehen. Umso wichtiger war es ihm, den Weg über die Direktvermarktung zu gehen. Diese sei essenziell, um zukunftsfähig zu bleiben, sagt er.

Zudem sieht Grenzebach in der Kulturpflanze ein hohes Vermarktungspotenzial: „Wir haben eine Veränderung in den Essgewohnheiten unserer Gesellschaft. Die Produkte von Mudda Natur sind 100 Prozent vegan und glutenfrei und bedienen so die Ernährungsansprüche der urbanen Bevölkerung.“ Als Lieferant für Verbraucher sei es wichtig auf deren Bedürfnisse zur reagieren – auch wenn ihm als Landwirt bewusst sei, dass eine rein vegane Ernährung nicht die Lösung aller Probleme ist.

Vom Experiment zum eigenen Unternehmen

2019 gründete Johannes Grenzebach mit seinem Geschäftspartner Simon Weiß das Unternehmen Mudda Natur. „Die Marke aufzubauen war viel Arbeit,“ berichtet er im Interview. „Dahinter steckt sehr viel Herzblut und Zeit – und selbstverständlich auch viel Bürokratie.“ Die ersten drei Jahre der Entwicklung beschreibt der Landwirt als eine Art Experiment: Die ersten Produkte stellten die beiden zunächst auf Messen vor. Nach positiven Rückmeldungen der Verbraucher nahmen Grenzebach und Weiß Kontakt zu Händlern auf. „Bei Quinoa ist die Vermarktung des Produkts genauso wichtig wie der Anbau,“ erklärt er. „Ich kann mit Quinoa nicht einfach zum Landhandel fahren, da das Produkt über diesen Weg nicht verkauft werden kann.“ 

Daher suchten die Geschäftspartner aktiv neue Absatzwege. Das sei viel Arbeit und Papierkram gewesen, doch die Bemühungen hätten sich ausgezahlt: Mittlerweile gibt es die Quinoa-Produkte nicht nur in den Rewe-Mitte-Filialen zu kaufen, sondern auch in Hof-, Bio- und Unverpacktläden sowie über Crowdfarming. Zudem beliefern sie Hersteller von Brotbackmischungen und Müslis.

Das Produktportfolio haben die beiden Gründer in den vergangenen Jahren stetig erweitert. So gibt es neben den Quinoa Pops und Flakes für Müslis auch vegane Aufstriche und Soßen. „Weltweit einmalig ist unsere glutenfreie Quinoa-Vollkornpasta, die mit nur einer Minute Kochzeit besonders schnell zubereitet werden kann,“ erklärt Johannes Grenzebach stolz.

Keine Scheu vor Herausforderungen

Zukünftig sieht der Landwirt einige Herausforderungen: „Politisch sehe ich große Veränderungen durch immer mehr rechtliche Vorgaben, die auf konventionell und ökologisch wirtschaftende Betriebe zukommen.“ Dies betreffe besonders die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt. Doch das schreckt Grenzebach nicht ab, es sei wichtig, sich nicht darüber aufzuregen, sondern sich an die Gegebenheiten anzupassen.

In Zukunft plant er, weiter Sonderkulturen anzubauen und sein Unternehmen Mudda Natur als attraktiven Arbeitgeber zu etablieren. Aktuell sucht Mudda Natur nach Landwirten, die Interesse haben, sich der Erzeugergemeinschaft anzuschließen. Bei Interesse melden Sie sich einfach unter: info@muddanatur.com.

Das Projekt #ZukunftsBauer will Impulse setzen, wie die Landwirtschaft der Zukunft durch innovative Denkansätze und neue wirtschaftliche Aktivitäten gestaltet werden kann. Jede Betriebsfamilie entscheidet für sich, welchen Weg sie einschlagen möchte, denn eine einheitliche Definition gibt es nicht. Daher präsentieren wir exemplarische Konzepte, die wir für zukunftsfähig halten – mit dem Ziel, sowohl die Wertschätzung als auch die Wertschöpfung in der Landwirtschaft zu steigern.

Den Artikel finden Sie auch in der Ausgabe Nr. 24/2024 des Landwirtschaftlichen Wochenblatts.