Unsere Position in aller Kürze
Im Zuge der Diskussion zum Projekt „Die zukunftsfähige Berufsschule“ des Hessischen Kultusministeriums wurde im HBV-Fachausschuss Kultur und Bildung über eine mögliche Vorgehensweise, wie Berufsschulen im Ausbildungsberuf Landwirt/Landwirtin in Hessen zukunftsfähig sein können, abgestimmt.
Für den Ausschuss hat die Qualität des Unterrichts bzw. der Ausbildung erste Priorität, weshalb der Ausschuss eine Standortreduktion (zwei bis drei Standorte, möglichst landesweit verteilt) unter den folgenden Voraussetzungen befürwortet:
1. Qualifiziertes Lehrpersonal (fachlich und pädagogisch)
2. Gute Erreichbarkeit (Pkw und öffentliche Verkehrsmittel)
3. Vorhandende und funktionierende Vertretungsregelung (durch die Standortreduktion, mehr Schüler und Lehrer pro Standort, dadurch Parallelklassen und bessere Vertretungsmöglichkeiten)
4. Internat muss vorhanden sein, weil wahrscheinlich Blockunterricht eingeführt werden muss, da die Anfahrtswege länger werden.
5. Gute Ausstattung, mit Praxismöglichkeiten (bestenfalls ist ein Betrieb in der Nähe)
Der Hessische Bauernverband e.V. wird keine Berufsschulstandorte, die erhalten werden sollen, benennen, sondern fordert das Hessische Kultusministerium auf, eine Ausschreibung zur Ermittlung geeigneter Standorte durchzuführen, wobei die oben genannten Aspekte bei der Entscheidung über die Auswahl der Standorte unbedingt mitberücksichtigt werden müssen. Anderenfalls ist der Hessische Bauernverband nicht bereit, auf Berufsschulstandorte (aktuell gibt es sieben Standorte) zu verzichten.
Bereits im Frühjahr 2022 betonte der Hessische Bauernverband e.V. in einem gemeinsamen Positionspapier mit dem Landesverband Hessen für landwirtschaftliche Fortbildung e.V. (vlf) und der Hessischen Landjugend e.V. die Bedeutung einer qualifizierten Ausbildung für den landwirtschaftlichen Nachwuchs. Besonders wurde die zwingende Notwendigkeit von fachlich als auch methodisch-didaktisch qualifiziertem Lehrpersonal hervorgehoben. Aufgrund des akuten Lehrkräftemangels ist diese Notwendigkeit nicht mehr flächendeckend gewährleistet, wobei in Anbetracht der Altersstruktur des Lehrkörpers mit einer sich zukünftig noch verschärfenden Situation zu rechnen ist.
Um die Qualität an den Berufsschulen durch ausreichend qualifiziertes Lehrpersonal zu sichern, erscheint dem HBV-Fachausschuss Kultur und Bildung die Option der Standortreduzierung bei gleichzeitiger Ertüchtigung der beibehaltenen Standorte am sinnvollsten.
Hintergrundinformationen
Das Projekt „Die zukunftsfähige Berufsschule“ wurde im April 2021 von Kultusminister Prof. Dr. Lorz vorgestellt. Die Pressemitteilung ist hier abrufbar. Durch dieses Projekt erhofft sich das Hessische Kultusministerium, trotz sinkender Schülerzahlen alle 326 anerkannten Ausbildungsberufe in Hessen zu sichern und weiterhin eine möglichst betriebsnahe Beschulung ermöglichen zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Mindestschülerzahlen pro Ausbildungsjahr gesenkt werden und regionale Schulzentren sowie ein landesweites Schulzentrum pro Ausbildungsberuf eingerichtet werden. Wenn die Mindestschülerzahlen in zwei Folgejahren an einem bisherigen Berufsschulstandort nicht erreicht werden können, so gilt an diesem Standort ein Aufnahmestopp für Schüler, die mit der Ausbildung im nächsten Jahr beginnen möchten. Diese Schüler werden an das nächste regionale Schulzentrum verwiesen. Wenn auch hier die Mindestschülerzahlen in zwei Folgejahren nicht erreicht werden, werden die Schüler, die mit der Ausbildung im nächsten Jahr beginnen möchten, an das landesweite Schulzentrum verwiesen.