Nachhaltigkeit in der hessischen Agrarwirtschaft – Ein zentrales Thema der Zukunft
Im Rahmen der 70. Landwirtschaftlichen Woche Südhessen fand am 27. Januar 2025 das erste Zukunftsforum Landwirtschaft statt. Unter dem Titel "Nachhaltigkeit in der hessischen Agrarwirtschaft" referierten Vertreter der gesamten Wertschöpfungskette und teilten ihre Perspektiven und Erfahrungen. Die Veranstaltung zeigte deutlich: Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Entwicklung, die die gesamte Branche langfristig betrifft.
Nachhaltigkeit als langfristige Aufgabe
Boris Bäßler von der DZ-Bank beleuchtete die Thematik aus Sicht des Bankenwesens. Regulatorische Vorgaben auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene beeinflussen zunehmend die Landwirtschaft. Wichtige Rahmenwerke wie das Pariser Klimaabkommen, der Green Deal der EU-Kommission sowie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz spielen dabei eine zentrale Rolle. Insbesondere die EU-Taxonomie hat Auswirkungen auf die Kreditvergabe und hat damit einen indirekten Einfluss auf landwirtschaftliche Betriebe.
Lisa Fröhlich vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) stellte die Bedeutung der Klimaschutzberatung in den Mittelpunkt. Seit 2018 bietet der LLH kostenfreie Klimaschutzberatung an. Betriebe müssen sich zunehmend mit der CO2-Bilanzierung auseinandersetzen, da diese für große Unternehmen wie den Lebensmitteleinzelhandel oder Molkereien verpflichtend ist. Auch Zulieferer werden künftig Emissionsdaten offenlegen müssen. Zu den betrieblichen Hebeln für eine CO2-Reduktion gehören u. a. die Fütterungsoptimierung, effiziente Futtererzeugung und der nachhaltige Einsatz von Energie und Betriebsmitteln. Gleichzeitig wies Fröhlich darauf hin, dass neben der ökologischen auch die soziale und ökonomische Nachhaltigkeit essenziell sind.
Noura Rhemouga, Head of Corporate Social Responsibility bei Hochwald Foods GmbH, berichtete über die steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeitszertifizierungen, nicht nur in Deutschland und der EU, sondern auch in Drittländern. Der Zertifizierungsprozess sei komplex und langwierig, doch es sei entscheidend, eine gemeinsame und praktikable Lösung für die gesamte Branche zu entwickeln.
Stephan Schoch, Nachhaltigkeitsmanager bei Aldi Süd, hob hervor, dass Nachhaltigkeit zunehmend ein entscheidender Faktor für die Kaufentscheidung von Verbrauchern sei. Die Erwartungen an nachhaltige Produktionsweisen und transparente Lieferketten würden stetig steigen.
Andrea Rahn-Farr, Milchviehhalterin und 1. Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Wetterau - Frankfurt am Main e.V., beschäftigt sich seit Jahren schon mit der Thematik Nachhaltigkeit. Die deutsche Landwirtschaft produziert hoch effizient Getreide, Milch und Fleisch. Dies ist im Bereich der Nachhaltigkeit und der Emissionen entscheidend.
Nachhaltigkeit als langfristige Aufgabe
Die Vorträge und die anschließende Diskussionsrunde machten eines deutlich: Nachhaltigkeit wird die hessische Agrarwirtschaft langfristig prägen.
Ein zentrales Fazit des Forums war, dass Lösungen innerhalb der Wertschöpfungskette vor staatlichen Regulierungen entwickelt werden sollten. Zudem sei es notwendig, praxistaugliche und einheitliche Dokumentationsstandards zu schaffen, um den Aufwand innerhalb der Wertschöpfungskette und somit auch für die landwirtschaftliche Betriebe zu minimieren.
Die Veranstaltung hat gezeigt: Nachhaltigkeit ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine zentrale Herausforderung und kann eine Chance für die Landwirtschaft sein. Nur durch gemeinsame, branchenübergreifende Anstrengungen lassen sich langfristig tragfähige Lösungen entwickeln.
Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass wir auf die Landwirtschaft und die damit verbundene Lebensmittelproduktion nicht verzichten können! Sie kann in diesem Zuge nicht mit einem Urlaubsflug gleichgesetzt werden. Neben der häufig thematisierten ökologischen Nachhaltigkeit muss auch die soziale und ökonomische Nachhaltigkeit betrachtet werden. Diese nehmen häufig in der medialen und öffentlichen Diskussion eine untergeordnete Rolle ein, sind an der Stelle aber essenziell. Die Wirtschaftlichkeit der Betriebe und Branche muss für diese Transformation gegeben sein.