Kooperativer Pflanzenschutz – ein Kommentar

24.01.2025
Moderner Pflanzenschutz bringt einen Mehrwert für die Gesellschaft. Ob Schadinsekten, Viren, Pilzerkrankungen oder Unkräuter und Ungräser. Landwirtschaft muss die Gesundheit von Kulturpflanzen schützen können und damit Erträge und Qualitäten absichern.
Standpunkt
Getreide
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Pflanzenschutz ist sicher

Deshalb wird Pflanzenschutz sowohl im klassischen als auch im ökologischen Landbau angewandt. Zulassung und Ausbringung sowohl chemischer als auch biologischer Pflanzenschutzmittel unterliegen in Europa einem genauso strengen Reglement wie das Rückstandsmonitoring. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erfolgt ausschließlich von sachkundigen Personen, wird genau dokumentiert und auch kontrolliert.

Pflanzenschutzmitteleinsatz ist rückläufig

Pflanzenschutzspritze
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Pflanzenschutzspritze im Einsatz

Der kontinuierlich rückläufige Pflanzenschutzmitteleinsatz ist Beleg für effizientes und zielgenaues Arbeiten der Landwirtschaft. Von einzelnen Jahres- und Witterungseffekten abgesehen, haben die landwirtschaftlichen Betriebe in Hessen in den vergangenen Jahren eine deutliche Wirkstoffeinsparung umsetzen können. 

Um das zu erreichen, nutzen die Landwirte vermehrt Beratungsempfehlungen, Warndienste, verbessern kontinuierlich ihr Wissen und auch technisch und züchterisch gibt es deutliche Verbesserungen, um noch mehr Pflanzenschutzmittel einzusparen. Dies ist bei ausreichender Sicherung von Erträgen und Qualitäten selbstverständliches Ziel der Landwirtschaft. Generelles Credo: Die Landwirte passen den Einsatz der Mittel sehr bewusst und zielgenau den Herausforderungen an, müssen aber im Notfall schnell reagieren können. 

Pflanzenschutz braucht wirksame Strategien

Aus Politik und auch Gesellschaft gibt es immer wieder den Ruf nach einer noch weiteren, pauschalen Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Problematisch ist dabei die vorherrschende Forderung nach generellen ordnungsrechtlichen Verschärfungen. Denn eine noch weitere Reduktion kann nur partnerschaftlich und kooperativ nachhaltig und erfolgreich sein. Für eine Reduktion von Pflanzenschutzmitteln in noch größerem Umfang braucht es dringend mehr Forschung, Förderung der Anschaffung von effizienterer Technik, eine Unterstützung der Züchtung (auch neue Züchtungstechnologien), mehr Beratung und vor allem auch (zusätzliche) effiziente und wirkungsvolle Pflanzenschutzmittel.

Insbesondere der letzte Punkt ist elementar für den Erfolg. Eine Reduktion kann nicht beim weiteren Wegfall von sehr wirkungsvollen Wirkstoffen erfolgen, welche durch weniger wirkungsvolle Wirkstoffe ersetzt werden. Es braucht die schnelle Entwicklung und Erforschung neuer Wirkstoffe mit hoher Wirkkraft. Es ist falsch, immer nur auf besonders umweltverträgliche Wirkstoffe zu setzen, wenn diese in viel größerer Häufigkeit und mit deutlich geringerem Effekt eingesetzt werden müssen und damit die Anwendungsintensität noch erhöht wird. 

Vertrauen und Kooperation sind gefragt

Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln
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Pflanzenschutz sichert Ernten

Die Landwirtschaft braucht einen möglichst großen Werkzeugkasten für Pflanzenschutz, wo zielgenau im Einzelfall vor Ort entschieden werden kann, welche Maßnahme angebracht ist. Diese Entscheidung müssen wir unseren sachkundigen Landwirten mit fundierter Ausbildung zutrauen! Generelle deutschland- oder europaweite Verschärfungen können nicht zum Ziel führen. Es braucht Vielfalt und Flexibilität um angebracht auf die Situation im Bestand vor Ort reagieren zu können.

Dazu braucht es Kooperation, Miteinander und auch Vertrauen. Deshalb ist der hessische Ansatz für einen kooperativen Weg bei der Pflanzenschutzreduktion der richtige. Der auf die Kooperationsvereinbarung Landwirtschaft und Naturschutz fußende Pestizidreduktionsplan Hessen macht hier vor, wie man gemeinsam und auf Augenhöhe zu Lösungen kommen kann.

Esther Wernien

Esther Wernien

Referentin, M.Sc. agr.

Esther Wernien ist beim Hessischen Bauernverband für den Bereich Sonderkulturen, Pflanzenschutz, Kartoffeln sowie Obst- und Gemüsebau zuständig. Zudem ist sie Geschäftsführerin des Braugerstenvereins.