Kreislandwirt setzt auf Kommunikation mit Passanten
Landwirt Michael Schneller aus Assenheim ist nicht nur Kreislandwirt des Wetteraukreises, sondern auch stellvertretender Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau. Als der Hessische Bauernverband ihn wegen seiner Blühfläche für ein Gespräch zum ZukunftsBauer anfragte, zeigte er sich zunächst überrascht. Für ihn sind Blühstreifen keine Neuheit. Jedoch zeigte sich schnell, dass es nicht immer große Projekte sein müssen, die öffentlichkeitswirksam sind.
Und so stand eine Gruppe des Hessischen Bauernverbandes (HBV) vor ein paar Wochen mit Michael Schneller vor einer 1,1 ha großen Blumenwiese. Insgesamt blühten auf der Fläche 50 verschiedene Wildblumenarten. Zu hören sind zahlreiche summende Bienen und andere Insekten, die sich an der Blütenvielfalt erfreuen. Doch die Blumenwiese lockt nicht nur Insekten an: Direkt am Feldweg halten viele Fußgänger und Fahrradfahrer. Eltern zeigen ihren Kindern die Blühwiese, die sie mit großen Augen bestaunen. Es dauert nicht lange, da zücken die ersten Bewunderer ihre Handys und schießen fleißig ein Foto nach dem anderen. Die Bilder der Blütenpracht werden auch häufig in den sozialen Netzwerken geteilt. Diese Wirkung hängt mit dem Standort des Blühstreifens, der direkt an einem zentralen Fahrradweg liegt, zusammen. Michael Schneller bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb und baut auf 125 Hektar unter anderem Winterweizen, Wintergerste, Winterraps und Zuckerrüben an. Sein Familienbetrieb besteht bereits seit vielen Generationen.
Idee und Entstehung der Blühfläche
Vor zwei Jahren kam Schneller auf die Idee, gemeinsam mit dem Naturschutzfonds Wetterau ein Naturschutzprojekt umzusetzen. Anlässlich seines 60. Geburtstages wünschte er sich daher Spenden. Insgesamt kamen rund 4 000 Euro zusammen. Die Fläche, auf der jetzt bereits die Blühwiese blüht, brachte ihm zuvor gute Erträge, doch die gute Lage direkt an der Nidda und dem Fahrradweg war entscheidend. Die Wiese stellt er nun dem Naturschutz für mehrere Jahre für das Projekt zur Verfügung. „Viele Fahrradfahrer halten an. Da bin ich auch schon mit Passanten in den Dialog getreten, die sich für diese Fläche bedankt haben“, sagt Landwirt Schneller.
Diesen Gesprächseinstieg nutzt er, um auf kontroverse landwirtschaftliche Themen aufmerksam zu machen. „Ich erkläre dann auch, dass ich mit dem Feld nebenan, auf dem ich Zuckerrüben anbaue, mein Geld verdienen muss und dadurch erst die Möglichkeit habe, diesen Beitrag für die Natur zu leisten.“ Die meisten seien, nachdem sie die Blühfläche gesehen haben, positiv gestimmt, berichtet Schneller. „Ich erkläre dann, warum wir auf anderen Flächen Pflanzenschutz einsetzen müssen. Einerseits kann ich hochwertige Lebensmittel erzeugen, andererseits kann ich eine große Fläche für den Natur- und Artenschutz bereitstellen. Es ist eine Leistung, die ich gerne erbringe, aber letztendlich muss man sich das leisten können.“
Schneller lässt ein Schild für sich sprechen. Darauf steht in großen Buchstaben: „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ – ein Titel, der den Einsatz der Landwirte für die Natur erklärt. Die Tafel sei als eine Art Dialog zwischen Verbrauchern und der Landwirtschaft zu verstehen, wenn kein Landwirt vor Ort ist. Auch wenn die Blühfläche einen Beitrag zum positiven Image leiste, ist es dem Landwirt wichtig zu betonen, dass dabei der Naturschutz im Fokus steht.
Das Projekt #ZukunftsBauer will Impulse setzen, wie die Landwirtschaft der Zukunft durch innovative Denkansätze und neue wirtschaftliche Aktivitäten gestaltet werden kann. Jede Betriebsfamilie entscheidet für sich, welchen Weg sie einschlagen möchte, denn eine einheitliche Definition gibt es nicht. Daher präsentieren wir exemplarische Konzepte, die wir für zukunftsfähig halten – mit dem Ziel, sowohl die Wertschätzung als auch die Wertschöpfung in der Landwirtschaft zu steigern.